Psychologie (4. Aufl., 2023)
ISBN
978-3-662-66765-1

Inhaltsübersicht

Kapitel 1 - Prolog: Die Geschichte der Psychologie

Kapitel 2 - Kritisch denken mit wissenschaftlicher Psychologie

Kapitel 3 - Neurowissenschaft und Verhalten

Kapitel 4 - Bewusstsein und der zweigleisige Verstand

Kapitel 5 - Anlage, Umwelt und die Vielfalt der Menschen

Kapitel 6 - Entwicklung über die Lebensspanne

Kapitel 7 - Wahrnehmung

Kapitel 8 - Lernen

Kapitel 9 - Gedächtnis

Kapitel 10 - Denken und Sprache

Kapitel 11 - Intelligenz

Kapitel 12 - Quellen der Motivation: Hunger, Sex, Zugehörigkeit und Erfolg

Kapitel 13 - Emotionen, Stress und Gesundheit

Kapitel 14 - Sozialpsychologie

Kapitel 15 - Persönlichkeit

Kapitel 16 - Klinische Psychologie: Psychische Störungen

Kapitel 17 - Klinische Psychologie: Therapie

Kapitel 18 - Pädagogische Psychologie

 

Kapitel 1 - Prolog: Die Geschichte der Psychologie

Owen Gingerich, Astronom in Harvard, beschreibt das menschliche Gehirn als „bei weitem das komplexeste uns bekannte physische Gebilde des gesamten Kosmos“ (Gingerich 2006, S. 29). In der Größenordnung des Weltalls sind wir weniger als ein einzelnes Sandkorn an den Stränden aller Ozeane und unsere Lebenszeit entspricht lediglich einer Nanosekunde. Dennoch gibt es nichts Beeindruckenderes und Faszinierenderes als unsere eigene innere Welt. Unser Bewusstsein – unser Verstand, der irgendwie aus Materie hervorgeht – bleibt ein tiefgreifendes Geheimnis. Unser Denken, unsere Emotionen und Handlungen (und ihre Wechselwirkung mit Gedanken, Gefühlen und Handlungen anderer) faszinieren uns. Das Weltall mit seinem ungeheuerlichen Ausmaß verschlägt uns den Atem. Unsere innere Welt dagegen bezaubert uns. Nehmen Sie teil an der psychologischen Wissenschaft!

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Kapitel 2 - Kritisch denken mit wissenschaftlicher Psychologie

Millionen von Menschen interessieren sich für „Psychologie“, weil sie neugierig auf Menschen sind und weil sie hoffen, ihre eigenen kleinen Leiden heilen zu können. Manche sehen sich Fernsehsendungen an, die Menschen dabei helfen sollen, ihre Probleme zu bewältigen, ihre Süchte zu überwinden oder ihre Ehen zu retten. Andere lesen Artikel über die Kräfte der Seele, nehmen an Hypnoseseminaren zur Raucherentwöhnung teil oder spielen Online-Spiele in der Hoffnung, ihre Denkfähigkeit zu verbessern. Wieder andere tauchen in Selbsthilfe-Internetseiten ein und verschlingen Selbsthilfebücher über die Bedeutung der Träume, den Pfad zur ekstatischen Liebe und darüber, wie man persönliches Glück erlangt.

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Kapitel 3 - Neurowissenschaft und Verhalten

Ein chinesischer Transplantationschirurg, Xiaoping Ren, baut ein internationales Team auf, das ein höchst gewagtes medizinisches Unterfangen in Angriff nehmen will – eine Ganzkörpertransplantation (Kean, 2016; Tatlow, 2016). Wang Huanming, der vom Hals abwärts gelähmt ist, meldete sich als einer von zehn Freiwilligen für dieses irrsinnige Experiment. Wangs voll funktionsfähiges Gehirn würde also in den noch funktionsfähigen Körper eines frisch verstorbenen, hirntoten Menschen übertragen werden müssen.

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Kapitel 4 - Bewusstsein und der zweigleisige Verstand

Das Bewusstsein ist manchmal eine komische Sache. Es beschert uns seltsame Erlebnisse – z. B. kurz vor dem Einschlafen oder Aufwachen – und manchmal fragen wir uns, wer wirklich die Kontrolle über unsere Gedanken hat. Nachdem mich [DM] mein Zahnarzt mit Lachgas in eine Halbnarkose versetzt hat, sagt er mir, ich solle meinen Kopf nach links drehen. Mein Verstand widerspricht und ich denke: „Nein, du kannst mich nicht herumkommandieren“. Dennoch dreht sich mein Kopf automatisch – er gehorcht somit dem Zahnarzt und ignoriert meinen Verstand.

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Kapitel 5 - Anlage, Umwelt und die Vielfalt der Menschen

Was macht den Menschen zum Menschen? In wichtigen Aspekten sind wir jeder für uns einzigartig. Jeder von uns ist ein einzigartiger Mix aus Aussehen, Sprache, Persönlichkeit, Interessen und kulturellem Hintergrund.

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Kapitel 6 - Entwicklung über die Lebensspanne

Das Leben ist eine Reise, vom Bauch bis zur Bahre. Das gilt für mich [DM] ebenso wie für Sie. Unsere Geschichten begannen jeweils mit einem Mann und einer Frau, die mehr als 20.000 Gene zu einer Eizelle zusammenbrachten, die schließlich zu einem einzigartigen Menschen heranwuchs. Jene Gene codierten die Proteinbausteine, die mit erstaunlicher Präzision unsere Körper hervorbrachten und unsere Persönlichkeitsmerkmale vorbestimmten. Meine Großmutter vermachte meiner Mutter eine seltene Einschränkung des Gehörs, das sie ihrerseits an mich weitergab (nicht gerade ihr schönstes Geschenk). Mein Vater war ein liebenswerter Extravertierter und auch mir fällt es manchmal schwer, mit dem Reden aufzuhören, obwohl ich als Kind schwer stotterte (weswegen ich in der Seattle Public Schools eine Sprachtherapie bekam).

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Kapitel 7 - Wahrnehmung

„Ich sehe perfekt“, erklärt Heather Sellers, eine gefeierte Schriftstellerin und Lehrerin. Ihr Sehvermögen mag ausgezeichnet sein, aber sie hat ein Problem mit ihrer Wahrnehmung. In ihren Memoiren You Don’t Look Like Anyone I Know (dtsch. Du ähnelst niemandem, den ich kenne), erzählt Sellers (2010) von peinlichen Momenten, die durch ihre lebenslange Prosopagnosie entstehen – durch ihre Gesichtsblindheit.

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Kapitel 8 - Lernen

In den frühen 1940er Jahren machten die Diplomand:innen der Universität von Minnesota Marian Breland und Keller Breland Bekanntschaft mit einer mächtigen neuen Lerntechnologie. Ihr Mentor, B. F. Skinner, wurde berühmt dafür, das Verhalten von Ratten und Tauben zu formen, indem er die Tiere jedes Mal belohnte, wenn sie sich an ein gewünschtes Verhalten immer mehr anpassten. Beeindruckt von Skinners Ergebnissen, begannen die Brelands, das Verhalten von Katzen, Hühnern, Sittichen, Truthähnen, Schweinen, Enten und Hamstern zu formen (Bailey & Gillaspy, 2005). Sie gründeten schließlich Animal Behavior Enterprises und verbrachten das nächste halbe Jahrhundert damit, mehr als 15.000 Tiere von 140 Arten für Filme, Shows, Vergnügungsparks, Unternehmen und die Regierung zu trainieren.

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Kapitel 9 - Gedächtnis

Seien Sie dankbar für Ihr Gedächtnis. Wir halten es für etwas Selbstverständliches, außer wenn es nicht richtig funktioniert. Doch es ist unser Gedächtnis, das der Zeit Rechnung trägt und unser Leben überhaupt ausmacht. Es ist unser Gedächtnis, das es uns ermöglicht, unsere Familie zu erkennen, unsere Sprache zu sprechen und den Weg nach Hause zu finden. Es ist unser Gedächtnis, das es möglich macht, uns über ein Erlebnis zu freuen, es dann mental wieder abzuspielen und uns nochmal darüber zu freuen. Es ist unser Gedächtnis, das es uns ermöglicht, mit den Menschen, die wir lieben, eine Geschichte aufzubauen. Und es ist unser Gedächtnis, das gelegentlich dafür sorgt, dass wir Feindseligkeiten gegenüber Menschen entwickeln, deren Beleidigungen wir nicht vergessen können. Unsere gemeinsamen Erinnerungen verbinden uns zu einer zusammengehörigen Gruppe von Menschen aus Irland oder Island, Serbien oder Samoa.

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Kapitel 10 - Denken und Sprache

Seit jeher rühmen wir Menschen uns unserer Weisheit und beklagen unsere Torheit. Der Dichter T. S. Eliot zeigte sich beeindruckt von der „Nichtigkeit des Menschen … mit Stroh im Kopf“. Shakespeares Hamlet dagegen preist des Menschengeschlechtes „edlen Geist … grenzenlose Fähigkeiten … gottgleiche Fassungskraft“. An anderer Stelle in diesem Buch haben auch wir über unsere Fähigkeiten genauso gestaunt wie über unsere Irrtümer.

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Kapitel 11 - Intelligenz

Drei große Kontroversen bestimmen die Diskussionen in der Psychologie und reichen sogar über das Fach hinaus. Das ist zum einen der Disput um sogenannte verdrängte Erinnerungen, ob also traumatische Erlebnisse verdrängt werden und später mit Hilfe eines Therapeuten oder einer Therapeutin wieder aufgedeckt werden können. Zum zweiten die große Kontroverse um die Geschlechtsrolle, bei der es darum geht, in welchem Ausmaß Anlage und Umwelt unser Verhalten als Mann oder Frau bestimmen. In diesem Kapitel wollen wir uns aber mit dem dritten kontrovers diskutierten Thema, der Intelligenz, beschäftigen: Hat jeder von uns eine angeborene allgemeine geistige Fähigkeit (Intelligenz)? Können wir diese Fähigkeit in Form eines aussagekräftigen Wertes quantifizieren? Und können wir Intelligenz unvoreingenommen messen?

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Kapitel 12 - Quellen der Motivation: Hunger, Sex, Zugehörigkeit und Erfolg

Ich erinnere mich sehr gut an den Tag, an dem ich meine erste Diskussionsfrage in einem neuen Einführungskurs in die Psychologie stellte. Einige Studierende hoben ihre Hand – und einer seinen linken Fuß. Dieser Fuß gehörte Chris Klein, dessen Teilnahme an meinem Kurs überaus unwahrscheinlich war. Bei seiner Geburt erlitt Chris einen Sauerstoffmangel, der eine 40-minütige Herz-Lungen- Wiederbelebung erforderte. „Einer der Ärzte wollte ihn sterben lassen“, erinnert sich seine Mutter.

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Kapitel 13 - Emotionen, Stress und Gesundheit

Niemand muss Ihnen sagen, dass Ihre Gefühle Farbe in Ihr Leben bringen, dass sie in angespannten Zeiten Ihr Leben stören oder auch retten können. Angst, Wut, Trauer, Freude oder Liebe sind psychologische Zustände, die auch physikalische Reaktionen mit sich bringen. Sind wir nervös wegen eines wichtigen Zusammentreffens, haben wir ein flaues Gefühl im Magen. Sind wir unruhig vor einem öffentlichen Vortrag, suchen wir häufiger die Toilette auf. Sind wir aufgebracht wegen eines Familienstreits, bekommen wir rasende Kopfschmerzen.

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Kapitel 14 - Sozialpsychologie

Dirk Willems musste sich 1569 entscheiden. Da er als Mitglied einer religiösen Minderheit verfolgt und mit Folter und Tod bedroht wurde, brach er aus der Haft in Asperen, Holland, aus und floh über einen zugefrorenen Teich. Der stärkere und schwerere Kerkermeister verfolgte ihn, brach dabei jedoch auf dem Eis ein und bettelte um Hilfe, da er nicht mehr herausklettern konnte. Nur ein kleines Stück von der Freiheit entfernt handelte Willems in einem Akt absoluter Selbstlosigkeit. Er kehrte um und rettete seinen Verfolger, welcher ihn seinen Anordnungen folgend zurück ins Gefängnis brachte. Einige Wochen später wurde Willems dazu verurteilt „durch Feuer bis zum Tod hingerichtet zu werden“. In Gedenken an sein Martyrium ist heute in Asperen eine Straße zu Ehren des Volkshelden benannt (Toews 2004; Abb. 14.1).

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Kapitel 15 - Persönlichkeit

Lady Gaga verblüfft Millionen von Menschen mit ihren einzigartigen musikalischen Arrangements, aufreizenden Outfits und provokanten Auftritten. Die einzige Konstante auf ihren weltweiten Konzerten ist ihre Unberechenbarkeit. Sie hat zu einer Preisverleihung ein Kleid aus Fleisch getragen und bei einem Treffen mit dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama (der die Interaktion später als „ein wenig einschüchternd“ beschrieb) Schuhe mit 40 cm hohen Absätzen. Zudem raubte sie zahlreichen Super-Bowl-Zuschauern mit ihrer musikalischen Halbzeit-Performance den Atem.

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Kapitel 16 - Klinische Psychologie: Psychische Störungen

„Zu Hause in Indianapolis hatte ich jeden Sonntag das Bedürfnis, mein Zimmer 4 bis 5 Stunden lang zu putzen. Ich zog jedes Buch aus dem Bücherschrank, staubte es ab und stellte es wieder zurück. Zu diesem Zeitpunkt habe ich es sehr gerne gemacht. Dann wollte ich es nicht mehr tun, aber ich konnte nicht mehr damit aufhören. Die Kleidung in meinem Schrank hing genau zwei Finger breit auseinander … Ich machte ein Ritual daraus, die Wand in meinem Schlafzimmer zu berühren, bevor ich rausging, weil etwas Schlimmes passieren würde, wenn ich es nicht auf die richtige Weise tat. Als Kind hatte ich ständig Angst davor, etwas falsch zu machen, und jetzt dachte ich zum ersten Mal, dass ich verrückt sein könnte.“ Marc, Diagnose: Zwangsstörung (aus Summers, 1996)

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Kapitel 17 - Klinische Psychologie: Therapie

Kay Redfield Jamison, eine preisgekrönte klinische Psychologin und weltbekannte Expertin für die emotionalen Extreme bipolarer Störungen, kennt ihr Fachgebiet aus erster Hand. „Seit ich mich entsinnen kann“, erinnert sie sich in An Unquiet Mind, „war ich erschreckend, wiewohl oft wundervoll, mit Stimmungen verbunden. Als Kind äußerst emotional, als junges Mädchen launenhaft, zuerst massiv depressiv als Jugendliche und dann unerbittlich in den Zyklen einer manisch-depressiven Erkrankung gefangen, wurde ich, als mein Berufsleben begann – sowohl aus dem Bedürfnis als auch aus der intellektuellen Neigung heraus – eine Studentin der Stimmungen“ (1995, S. 4 f.). Ihr Leben war mit Zeiten starken Feingefühls und leidenschaftlicher Tatkraft gesegnet. Aber wie das Leben ihres Vaters wurde es gelegentlich auch von rücksichtslosen Kaufanfällen, rasenden Gesprächen und Schlaflosigkeit beeinträchtigt, abwechselnd mit Schwankungen in „die schwärzesten Abgründe des Geistes“.

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Kapitel 18 - Pädagogische Psychologie

Die Pädagogische Psychologie ist neben der Klinischen und der Arbeits‑, Organisations- und Wirtschaftspsychologie eines der drei großen Anwendungsfelder der Psychologie (s. Homepage der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, DGPs). Das Fach weist dabei eine lange Tradition auf: Schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts wird versucht, genuin psychologisches Grundlagenwissen für die Lösung von Problemen im pädagogischen Anwendungskontext, prototypisch Schule und Familie, nutzbar zu machen (Graesser et al., 2022). Meilensteine waren dabei u. a. die Veröffentlichung des programmatischen Editorials von Edward L. Thorndike (1910), das er anlässlich der Gründung des Journal of Educational Psychology dem ersten Heft vorangestellt hat, sowie sein knapp 20 Jahre später erschienenes Lehrbuch Elementary Principles of Education (Thorndike & Gates, 1929).

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