Klinische Psychologie (2018)
ISBN
978-3-531-17076-3

Inhalt

Kapitel 1: Klinische Psychologie

Kapitel 2: Diagnostik und Klassifikation

Kapitel 3: Epidemiologie und Ätiologie

Kapitel 4: Psychologische Therapie

Kapitel 5: Depression und bipolare Störungen

Kapitel 6: Angststörungen

Kapitel 7: Schizophrenie

Kapitel 8: Essstörungen

Kapitel 9: Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen und abhängige Verhaltensweisen

Kapitel 10: Somatoforme Störungen

Kapitel 11: Persönlichkeitsstörungen

Kapitel 12: Störungen der Sexualität

Kapitel 13: Integrative Sicht von psychischen Störungen und Psychotherapie

 

Kapitel 1: Klinische Psychologie

Klinische Psychologie ist der Teil der Psychologie, der sich mit psychischen Störungen, deren Behandlung und Prävention befasst. Für ein Verständnis des heutigen Umganges mit psychischen Störungen ist ein Einblick in die Geschichte desselben wichtig. In diesem Kapitel wird „psychische Störung“ definiert und mit verwandten Begriffen verglichen und es werden Teilgebiete der Klinischen Psychologie skizziert: Phänomenologie, Diagnostik, Epidemiologie, Ätiologie und Psychotherapie. Schließlich werden Forschungsansätze diskutiert.

Kapitel 2: Diagnostik und Klassifikation

Diagnostik und Klassifikation dienen in erster Linie der Behandlungsplanung sowie der Evaluation des Behandlungsverlaufs und des -ergebnisses. Dazu werden die Symptome von PatientInnen (z. B. Niedergeschlagenheit) im diagnostischen Prozess exploriert und u. a. mithilfe von Klassifikationssystemen wie ICD-10 oder DSM-5 in diagnostische Kategorien eingeordnet; diese Kategorien entsprechen Diagnosen (z. B. Mittelgradige depressive Episode). Da Diagnosen von psychischen Störungen allein für die Behandlungsplanung und -evaluation nicht ausreichend sind, beinhaltet Diagnostik neben der Klassifikation auch die Erfassung von störungsspezifischen (z. B. Fragebogen zum Ausmaß depressiver Symptomatik) und störungsübergreifenden Merkmalen (z. B. Erfassung relevanter Aspekte der Lebensgeschichte). Diagnosen und andere Ergebnisse des diagnostischen Prozesses können nicht nur zur psychotherapeutischen Behandlung von PatientInnen beitragen, sondern auch zur Dokumentation des Behandlungsverlaufs und zur Supervision von Therapien; sie vereinfachen die interdisziplinäre Kommunikation zwischen BehandlerInnen und sind unerlässlich für klinisch-psychologische Forschung.

Kapitel 3: Epidemiologie und Ätiologie

Epidemiologie (die Beschäftigung mit der Verbreitung psychischer Störungen und deren Zusammenhang mit anderen Faktoren) und Ätiologie (die Beschäftigung mit der Frage der Verursachung psychischer Störungen) gehören zum Kern der Klinischen Psychologie. Ohne diese Grundlagen würden Therapie und insbesondere auch Prävention im Dunkeln tappen.

Kapitel 4: Psychologische Therapie

Psychotherapie ist die gezielte professionelle Behandlung psychischer und/oder psychisch bedingter körperlicher Störungen mit psychologischen Mitteln. Hier wird der auf Grawe zurückgehende schulübergreifende und stark auf psychologische Grundlagen rekurrierende „Berner Ansatz“ dargestellt. Es beschäftigt sich insbesondere mit Themen wie Therapiebeziehung, Therapeuten und deren Ausbildung, individuelle Fallkonzeptionen, differenzieller Wirkung von Therapie, der Wirkweise und der Weiterentwicklung von Psychotherapie.

Kapitel 5: Depression und bipolare Störungen

Depressive Störungen zeichnen sich durch niedergeschlagene Stimmung, Interessen- und Freudverlust sowie Aktivitätsminderung aus. Am anderen Ende des Kontinuums der Affektivität findet sich die Manie, die mit einer euphorischen Stimmung oder Reizbarkeit und einem stark erhöhten Aktivitätsniveau einhergeht. Störungen mit einem Wechsel zwischen den Polen der Affektivität werden bipolare Störungen genannt. Affektive Störungen, insbesondere die Depression, kommen in der Allgemeinbevölkerung vergleichsweise häufig vor. Mehrere psychologische Modelle der Entstehung und Aufrechterhaltung von affektiven Störungen wurden empirisch untersucht und lassen die Ableitung von Interventionen zu, die die Grundlage für die psychologische Psychotherapie darstellen.

Kapitel 6: Angststörungen

Die Angststörungen sind mit einer Lebenszeitprävalenz von etwa 30 % die häufigsten psychischen Störungen überhaupt. In der ICD-10 werden die Phobien (Agoraphobie, soziale und spezifische Phobie), andere Angststörungen (Generalisierte Angststörung und Panikstörung), Zwangsstörungen und die Belastungs- und Anpassungsstörungenunterschieden, wobei bei allen die Emotion Angst im Zentrum der Diagnose steht. Angst ist evolutionär nützlich und primär als eine gesunde und essenzielle Emotion einzuordnen. Sie kann Hinweise auf potenzielle Bedrohung geben und eine Anpassung des eigenen Verhaltens ermöglichen. Die Gruppe der Angststörungen zeichnet sich durch eine objektiv nicht begründete Angst aus und kann grob nach dem angstauslösenden Stimulus gegliedert werden.

Kapitel 7: Schizophrenie

Schizophrenie beschreibt eine psychische Störung mit tief greifenden Veränderungen im Erleben und Verhalten der Betroffenen und umfasst eine Vielzahl sehr unterschiedlicher möglicher Symptome. Keines der Symptome tritt jedoch bei allen Betroffenen auf, sodass sehr heterogene klinische Erscheinungsbilder als Schizophrenie diagnostiziert werden können. Eine Einteilung der charakteristischen Symptome der Schizophrenie in Positivsymptomatik (=zum Erleben und Verhalten kommt etwas hinzu) und Negativsymptomatik (=Erleben und Verhalten wird eingeschränkt) hat sich als nützlich erwiesen. Positive Symptome sind unter anderem Wahn, Halluzinationen und Ich-Störungen, während negative Symptome beispielsweise desorganisiertes Denken und Sprechen, psychomotorische Störungen sowie Affektstörungen umfassen.

Kapitel 8: Essstörungen

Das Kernmerkmal von Essstörungen ist ein gestörtes Essverhalten, wobei die Betroffenen sich konstant mit dem Thema Essen beschäftigen. Unterschieden werden vor allem zwei Arten der Essstörungen: die Anorexia nervosa und die Bulimia nervosa. Eine dritte, noch junge Diagnosekategorie ist die Binge-Eating-Störung. Die Anorexia nervosa (Magersucht) ist durch ein selbst herbeigeführtes Untergewicht gekennzeichnet. Betroffen sind vor allem junge Mädchen und junge Frauen. Die Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht), ist durch Essanfälle gekennzeichnet, wobei in einer relativ kurzen Zeit eine große Menge an Nahrungsmitteln schneller als üblich verzehrt wird. Daraufhin wird von den Betroffenen oft sehr zeitnah dieser Essanfall durch eine Gegenmaßnahme kompensiert. Eine häufig verwendete Gegenmaßnahme ist das selbst herbeigeführte Erbrechen. Anders als bei der Magersucht sind hier die Betroffenen oft normalgewichtig. Das Hauptmerkmal der Binge-Eating-Störung sind Heißhungeranfälle mit Essattacken, die nicht durch Gegenmaßnahmen kompensiert werden. Die Betroffenen sind häufig übergewichtig oder adipös.

Kapitel 9: Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen und abhängige Verhaltensweisen

Zu den substanzbezogenen Störungen gehört ein Spektrum an Störungen, welche durch den exzessiven Konsum von psychotropen Substanzen gekennzeichnet sind. Psychotrope Substanzen können Medikamente sowie illegale oder legale Drogen sein, welche die Wahrnehmung, das Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen. In der ICD-10 werden folgende diagnostische Kategorien unterschieden: akute Intoxikation, schädlicher Gebrauch, Substanzabhängigkeit, Entzugssyndrom, psychotische Störung, amnestisches Syndrom, Restzustand und verzögerte auftretende psychotische Störung und sonstige psychische und Verhaltensstörungen. Die Wirkung der Substanz und die Schädigung durch diese sind von der Art der Substanz und der Konsumweise abhängig. Die Entstehung einer substanzbezogenen Störung wird anhand einer komplexen Interaktion von multiplen biopsychosozialen Faktoren im Sinne des Vulnerabilitäts-Stress-Modells erklärt.

Kapitel 10: Somatoforme Störungen

Dauerhafte körperliche Beschwerden (in unterschiedlichen Körperregionen) oder eine gestörte Organfunktion sind das Leitsymptom der somatoformen Störungen. Betroffene erleben wiederkehrende, subjektiv beeinträchtigende Körperbeschwerden oder sind der Überzeugung, an einer Krankheit zu leiden, welche noch unentdeckt ist (Krankheitsängste = Hypochondrie). Die körperlichen Symptome sind nach angemessener medizinischer Abklärung nicht durch eine somatische Erkrankung ausreichend erklärbar. Durch die nicht hinreichende somatische Erklärung fühlen sich die Betroffenen unverstanden und suchen in der Folge weitere Spezialisten auf, was zu erheblichen Kosten im Gesundheitssystem führt und im FachjargonDoktorshopping genannt wird.

Kapitel 11: Persönlichkeitsstörungen

Persönlichkeit kann als die charakteristische Art und Weise verstanden werden, mit der ein Mensch sowohl seinen Bedürfnissen als auch den Anforderungen der Gesellschaft gerecht zu werden versucht. Wenn Menschen sich im Kontakt mit der Umwelt durch rigide Erlebens- und Interaktionsmuster auszeichnen, wird von Persönlichkeitsstil oder -akzentuierung und in ausgeprägten Fällen von Persönlichkeitsstörung gesprochen. Persönlichkeitsstörungen haben ihren Beginn in Kindheit oder Jugend; kommt es dagegen z. B. aufgrund von Hirnverletzungen erst im Erwachsenenalter zu einer dauerhaften Wandlung der Persönlichkeit, wird dies als andauernde Persönlichkeitsänderung diagnostiziert.

Kapitel 12: Störungen der Sexualität

In diesem Kapitel werden die sexuellen Funktionsstörungen behandelt. Wann ist sexuelles Erleben und Verhalten „gestört“? Die Antworten auf diese Frage wandeln sich in Abhängigkeit von den jeweils vorherrschenden soziokulturellen und individuellen Normen. Eine Klassifikation von gestörter und normaler Sexualität erscheint vor diesem Hintergrund fragwürdig. Sind Klassifikationssysteme wie ICD-10 oder DSM-5 in Bezug auf Sexualität demnach unangemessen oder sogar schädlich? Störungen der Sexualität gehen mit deutlichem Leiden bei Betroffenen oder anderen Menschen einher. Moderne Klassifikationssysteme wie das ICD-10 und vor allem das DSM-5 erlauben es im Allgemeinen dann eine Störung der Sexualität zu diagnostizieren, wenn eben solches Leiden entsteht – persönliches Leiden oder Leiden bei anderen Menschen. Während persönliches Leiden vor allem bei sexuellen Funktionsstörungen im Vordergrund steht (z. B. Minderung des sexuellen Verlangens oder Erektionsstörungen), ist Leiden von anderen vor allem bei sexueller Deviation (=sexuelle Abweichungen; auch: Paraphilien) für die Diagnose einer Störung relevant (z. B. Exhibitionismus oder Pädophilie).

Kapitel 13: Integrative Sicht von psychischen Störungen und Psychotherapie

Einleitend wurde in diesem Buch eine diagnose-übergreifende Sicht dargestellt. Es folgten mehrere Kapitel zu einzelnen Störungen. Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, wie störungsspezifisches Veränderungswissen genutzt und mit störungsübergreifenden Ansätzen verbunden werden kann. Das ist besonders wichtig bei Komorbidität (wenn auf einen Patienten mehrere Diagnosen zutreffen, wenn ein Patient an einer Störung leidet, auf die keine Diagnose mit spezifischen Interventionen passt, oder wenn ein Therapeut für die relevante Störung über kein spezifisches Training verfügt).