Erziehungswissenschaft. Lehrbuch für Bachelor-, Master- und Lehramtsstudierende (2015)
ISBN
978-3-642-55205-2

Inhalt

Kapitel 1: Allgemeine Pädagogik: Grundlagen der Erziehungswissenschaft

Kapitel 2: Historische Pädagogik: die Geschichte der Erziehung und Erziehungswissenschaft

Kapitel 3: Erziehung und Persönlichkeit: Personalisation und Individuation

Kapitel 4: Erziehung und Gesellschaft: Sozialwerdung und Sozialmachung des Menschen

Kapitel 5: Bildungspolitik, Bildungsorganisation und Bildungsmanagement

Kapitel 6: Methodik der Erziehungswissenschaft

Kapitel 7: Einzeldisziplinen der Erziehungswissenschaft

Kapitel 1: Allgemeine Pädagogik: Grundlagen der Erziehungswissenschaft

Worum geht's?

In diesem Kapitel werden die Grundlagen der Erziehungswissenschaft behandelt. Diese sind Gegenstand der allgemeinen Pädagogik, die drei Hauptrichtungen umfasst: 1. die systematische Pädagogik, die sich auf die wissenschaftstheoretischen Grundlagen und die Klärung der grundlegenden theoretischen Begriffe konzentriert; 2. die historische Pädagogik, die sich – wie der Name bereits besagt – mit der Geschichte des Faches Pädagogik und der Erziehung und Bildung befasst; und 3. die vergleichende Erziehungswissenschaft, die sich mit dem Phänomen Erziehung und Bildung im (internationalen) Vergleich befasst. Die Beschäftigung mit der allgemeinen Pädagogik schließt eine Abgrenzung gegenüber den verschiedenen Teildisziplinen der Erziehungswissenschaft ein.

Lernziele

  • Sie können die Problematik der Begriffe in der Erziehungswissenschaft erläutern.
  • Sie können die zentralen Begriffe der Erziehungswissenschaft (z. B. Bildung, Erziehung, Lernen, Lehren) wissenschaftlich definieren.
  • Sie können pädagogische Handlungen wie z. B. Bildung und Erziehung als Prozesse mit ihren Bestimmungsstücken, Auslösern und Endzuständen beschreiben.
  • Sie können die Grundlagen der Wissenschaftstheorie der Erziehungswissenschaft erläutern.
  • Sie können die hermeneutische und die empirische Erziehungswissenschaft voneinander abgrenzen.
  • Sie können die Funktionen und Aufgaben der vergleichenden Erziehungswissenschaft benennen. - Sie können die Problematik internationaler Vergleichsstudien erläutern.

Kapitel 2: Historische Pädagogik: die Geschichte der Erziehung und Erziehungswissenschaft

Worum geht's?

Da es bereits zahllose Darstellungen der Geschichte der Pädagogik gibt, die sich als Ideengeschichte verstehen, skizzieren die Autoren in diesem Kapitel eine Geschichte der Pädagogik, die zum einen den Schwerpunkt auf die einflussreichen Vordenker legt, da fast nichts von dem, was heute gedacht wird, nicht schon längst gedacht wurde. Zum anderen richtet sich der Blick insbesondere auf die historische Entwicklung der Erziehung und Bildung breiter Bevölkerungsschichten (Bauern, Handwerker, Arbeiter).

Lernziele

  • Sie können darstellen, wie sich über die Geschichte hinweg das Verständnis von Erziehung gewandelt hat.
  • Sie können die Geschichte der Erziehungswissenschaft nachzeichnen.
  • Sie können erklären, wie sich das Bild und die Rolle des Kindes von der Vor- und Frühzeit bis heute verändert haben.
  • Sie können die zentralen Paradigmen der Erziehung von der Vorund Frühzeit bis heute erläutern.

Kapitel 3: Erziehung und Persönlichkeit: Personalisation und Individuation

Worum geht's?

In diesem Kapitel wird der Zusammenhang zwischen Erziehung und Personalisation behandelt. Der Begriff Personalisation bezieht sich auf die Selbstformung der Persönlichkeit auf der Grundlage von Bildungs- und Lernprozessen, die sich in Wechselwirkung mit der Gesellschaft und Kultur entfalten (Wurzbacher 1963). Alternativ wird in der Literatur auch von Individuation gesprochen. In diesem Kapitel werden wir die Begriffe Personalisation und Individuation synonym verwenden. Dabei werden mehrere Theorien der ontogenetischen Entwicklung dargestellt, die sich auf allgemeine und spezifische Züge der Persönlichkeitsentfaltung konzentrieren. Charakteristisch für diese Theorien ist das Gesetz der Entwicklung in Stufen oder Stadien (vgl. dazu . Abb. 1.31). Dabei wird davon ausgegangen, dass - die Persönlichkeit in ihrer Entwicklung qualitative Veränderungen durchläuft, die in einer bestimmten Reihenfolge eintreten, und dass - die Entwicklung zu einer höheren Ebene die Verwirklichung bestimmter Bedingungen auf den niedrigeren Ebenen voraussetzt.

Lernziele

  • Sie können erklären, welche Aspekte die Persönlichkeitsentwicklung beeinflussen.
  • Sie können Menschen durch Persönlichkeitsmerkmale beschreiben.
  • Sie können Entwicklungsverläufe der Persönlichkeit beschreiben.
  • Sie können erklären und diagnostizieren, welchen Entwicklungsstand verschiedene Menschen im Hinblick auf verschiedene Aspekte erreicht haben.
  • Sie können Maßnahmen benennen, die auf die Persönlichkeitsentwicklung Einfluss nehmen.

Kapitel 4: Erziehung und Gesellschaft: Sozialwerdung und Sozialmachung des Menschen

Worum geht's?

In diesem Kapitel steht das Verhältnis von Erziehung und Sozialisation im Mittelpunkt. Im Vergleich zum Erziehungsbegriff ist der Begriff der Sozialisation noch relativ jung. Er wurde erst in die wissenschaftliche Diskussion eingeführt, als es darum ging, den Paradigmenwechsel von einer geisteswissenschaftlich geprägten Pädagogik zu einer empirisch-analytischen Erziehungswissenschaft zu begründen (Brezinka 1972). Zum Ausdruck gelangt dies z. B. im Zweiten Familienbericht der Bundesregierung von 1975, der den Untertitel „Familie und Sozialisation – Leistungen und Leistungsgrenzen der Familie hinsichtlich des Erziehungs- und Bildungsprozesses der jungen Generation“ trägt. Die Kommission der Sachverständigen, der mehrheitlich Nichterziehungswissenschaftler angehörten, empfahl, anstelle des Erziehungsbegriffs den Begriff Sozialisation zu verwenden. Denn der Begriff Erziehung bezeichne nach dem herkömmlichen Sprachgebrauch die gezielte Einwirkung auf das Kind. Demgegenüber habe der Sozialisationsbegriff den Vorteil,

"den spezifisch sozialen Charakter von Lernerfahrungen zu betonen und dabei die […] gesellschaftlichen Bedingungen der Lernerfahrungen gezielt zu erfassen […]. Sozialisation ist in diesem Sinne das durch die soziale Umwelt vermittelte Lernen von Verhaltensweisen, von Denkstilen, Gefühlen, Kenntnissen, Motivationen und Werthaltungen" (Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit 1975, S. 13).

Lernziele

  • Sie können erklären, wie die Gesellschaft die (Persönlichkeits-) Entwicklung von Menschen beeinflusst.
  • Sie können den Einfluss verschiedener Sozialisationsinstanzen erläutern und bewerten.
  • Sie können verschiedene Phasen der Sozialisation voneinander unterscheiden.
  • Sie können erklären, worauf die Sozialisation Einfluss nimmt.
  • Sie können die Gesellschaft mittels Schicht- und Milieumodellen beschreiben und die unterschiedlichen Schichten bzw. Milieus voneinander unterscheiden.
  • Sie können den Zusammenhang zwischen Schichten bzw. Milieus im Hinblick auf Bildungskarrieren, Bildungsaspiration und Bildungschancen unterscheiden.
  • Sie können erklären, wie soziale Erziehung und Werteerziehung erfolgt.
  • Sie können verschiedene Erziehungsstile benennen, unterscheiden und auf der Grundlage empirischer Befunde bewerten.
  • Sie können die Grundlagen für eine gelingende Sozialerziehung in der Schule erklären.
  • Sie können Maßnahmen, Methoden und Trainingsmöglichkeiten für die Sozialerziehung in Schulen benennen.
  • Sie können verschiedene Diagnoseverfahren zur Messung und Diagnose von sozialen Kompetenzen benennen.

Kapitel 5: Bildungspolitik, Bildungsorganisation und Bildungsmanagement

Worum geht's?

In diesem Kapitel befassen sich die Autoren mit der Problematik der Bildungspolitik und Bildungsorganisation, die den institutionellen Rahmen des Erziehungs- und Schulwesens schafft und eine wesentliche Komponente für die Bildungswirksamkeit konstituiert. Schlagwörter wie „Bildungspolitik im Zeitalter der Globalisierung“, „multikulturelle Bildungspolitik in der Postmoderne“, „Bildungspolitik als Sozialpolitik“, „Erfolgreiche Schulpolitik beginnt im Kindergarten“ usw. weisen ebenso auf die Relevanz des Themas hin wie die erziehungswissenschaftliche Diskussion über eine evidenzbasierte Bildungspolitik, die wiederum in einen engen Zusammenhang mit dem Konzept Educational Governance gestellt wird (Halbheer und Reusser 2008).

Lernziele

  • In diesem Kapitel lernen Sie die Struktur und Steuerungsmodelle des Bildungswesens kennen.
  • Sie lernen, wie Bildungsinvestitionen und Bildungserträge zusammenhängen und wie sie deshalb gesamtwirtschaftlich gesehen bewertet werden müssen.
  • Sie lernen die Grundlagen der Bildungsplanung und des Bildungsmanagements kennen, um Bildungsprozesse planen zu können und als Akteur in Bildungseinrichtungen wirtschaftliche Entscheidungen treffen zu können.
  • Sie lernen außerdem, welche Grundlagen guter Personal- und Organisationsentwicklung zugrundeliegen und wie Führung funktioniert.
  • Außerdem erfahren Sie, wie auch in Schulen Personal- und Organisationsentwicklung betrieben wird und wie Schulen dadurch zu lernenden Organisationen werden.

Kapitel 6: Methodik der Erziehungswissenschaft

Worum geht's?

In diesem Kapitel befassen sich die Autoren mit den methodischen Grundlagen der Erziehungswissenschaft. Mit dem Begriff Methodik oder Methodenlehre wird die Lehre von den Wegen und Verfahrensweisen wissenschaftlicher Erkenntnis bezeichnet. Sie enthält Anleitungen zum planmäßigen und systematisierten Vorgehen – das griechische Wort méthodos heißt nichts anderes als der „Weg zu etwas hin“ – als unabdingbare Voraussetzung für die Gewinnung wissenschaftlicher Einsichten in komplexe Zusammenhänge. Da üblicherweise viele Wege zu einem Ziel führen, zeichnet sich auch jede wissenschaftliche Methodik durch eine Vielzahl verschiedener Wege und Verfahrensweisen der Erkenntnisgewinnung aus.

Lernziele

  • Sie können Forschungsdesigns und deren Vor- und Nachteile erklären.
  • Sie können ein Experiment gegenüber anderen Forschungsmethoden abgrenzen.
  • Sie können auch Alternativen zum klassischen Experiment benennen.
  • Sie können Varianzanalysen, Faktorenanalysen, Pfadanalysen und Strukturgleichungsmodelle nachvollziehen und wissen, was ihre Ergebnisse aussagen.
  • Sie wissen über die Grundlagen sowie die Vor- und Nachteile quantitativer und qualitativer Forschung Bescheid und können diese Ansätze fruchtbar miteinander verknüpfen.
  • Sie kennen die qualitativen und quantitativen Verfahren der Datenerhebung und wissen, wann diese sinnvollerweise eingesetzt werden.
  • Sie wissen, welche Softwarepakete Ihnen die Datenauswertung erleichtern können.- Sie können darstellen, wie sich über die Geschichte hinweg das Verständnis von Erziehung gewandelt hat.

Kapitel 7: Einzeldisziplinen der Erziehungswissenschaft

Worum geht's?

Dieses Kapitel gliedern die Autoren zunächst im Hinblick auf die Lebensspanne des Menschen: Sie starten mit der Pädagogik der frühen Kindheit und arbeiten sich durch die jeweiligen pädagogischen Felder der unterschiedlichen Lebensabschnitte bis zur Erwachsenenbildung vor. Anschließend werden dann die Einzeldisziplinen thematisiert, die sich nicht auf einen bestimmten Lebensabschnitt konzentrieren, sondern gewissermaßen ein pädagogisches Thema in jedem Abschnitt darstellen können.

Lernziele

  • Sie können erklären, mit welchen Themenfeldern sich verschiedene Einzeldisziplinen der Erziehungswissenschaft beschäftigen.
  • Sie können die Geschichte der Einzeldisziplinen erläutern.
  • Sie können grundlegende Ansätze, Modelle und empirische Forschungsergebnisse der Einzeldisziplinen darstellen.